Zu einer Zeit, als die ersten Christen in Britannien im Gefolge der Römer eintreffen, reist dieser Mönch aus Britannien nach Rom. Er begeistert Teile der römischen Aristokratie und bildet mit seiner Auffassung zur Freiheit des menschlichen Willens ein Gnadenverständnis aus, welches Augustinus von Hippo später zu deutlichem Widerspruch veranlassen wird.
In der Auseinandersetzung mit der Auffassung des Pelagius, der menschliche Wille sei von Gott gewollt und ermögliche dem Menschen bei rechter Lebensführung ein sündenloses Leben, fühlt sich Augustinus herausgefordert und entwickelt seine Erbsündenlehre weiter, die später das westliche Kirchenverständnis wesentlich prägen wird. (siehe auch Augustinus)
Allerdings wäre die Entwicklung der augustinischen Lehre, dass die Gnade Gottes voraussetzungslos geschenkt wird, ohne die pelagianische Lehre vom freien Willen und dessen Mitwirkung am Gnadenwerk Gottes, sicher nicht so verlaufen, wie geschehen.
Eine Beschäftigung mit diesem britischen Mönch ohne einen Blick durch die augustinische Brille macht deutlich, dass auch Pelagius die Gnade Gottes kennt, auch wenn er sie nicht so voraussetzunglos denkt, wie Augustinus. So schreibt er an Demetrias (nach Gisbert Greshake):
"Wenn selbst Menschen, die ohne Gott sind, zeigen, wie sie von Gott geschaffen wurden, dann erwäge, was Christen zu tun vermögen, deren Natur durch Christus zum Besseren erneuert wurde und die auch durch die Hilfe der göttlichen Gnade unterstützt werden."
Die antipelagianischen Gedanken des Augustinus haben viel später auch Martin Luther bei der Entwicklung seines Gnadenverständnisses erheblich beeinflusst.
Insofern hat der britische Mönch Pelagius deutliche Spuren in der europäischen Geistesgeschichte hinterlassen und erweist sich sowohl durch die Begleitung der
Menschen seiner Zeit als auch durch seine Wirkung bis zum heutigen Tag als wahrer Seelenfreund.