Paulus
Paulus stammte aus einer Familie in der jüdischen Diaspora aus der Stadt Tarsus in der röm. Provinz Kilikien (heute Südtürkei an der syrischen Grenze). Möglicherweise besaß er das römische Bürgerrecht.
In Tarsus wurde griechisch gesprochen. Seine "Heilige Schrift" war die Septuaginta, die griechische Übersetzung der hebräischen und aramäischen Schriften des alten Testamentes.
Er lernte den Beruf des „Zeltmachers“ und folgte seinem Vater als glaubenstreuer Pharisäer. Ein Schriftstudium bei einem Rabbi in Jerusalem wird vermutet, ist aber umstritten. Er selbst berichtet, dass er die aufkommenden Christengemeinden außerhalb von Jerusalem (vermutlich Damaskus) verfolgt habe und mit Eifer für das jüdische Gesetz eingetreten sei. im Rahmen der internen Strafgewalt der Synagogen wird er Christen verfolgt haben. Er war der Meinung, dass auch zum Judentum übergetretene Nichtjuden zu beschneiden seien.
Um das Jahr 32 erhielt den Auftrag, in Damaskus Christen zu überführen, aber eine Begegnung mit dem auferstandenen Christus vor Damaskus veränderte von Grund auf sein Leben. (Damaskuserlebnis)
Von Blindheit getroffen von der Erscheinung Christi wurde er nach Damaskus in das Haus einens Christen namens Hananias geführt. Dieser heilte ihn und taufte ihn auf Christus. Er selbst sah
sich durch diese Begegnung mit Christus als Apostel berufen und so dem Kreis der Zwölf zugehörig.
Paulus predigte in der Synagoge von Damaskus und wurde bald selbst verfolgt. Freunde halfen ihm, im Jahr 38 in einem Korb über die Stadtmauer zu entfliehen.
Anschließend wandte er sich noch nicht nach Jerusalem zu Petrus, dem Führer der anderen Apostel, sondern zog sich für einige Jahre auf die arabische Halbinsel zurück. Aus dieser Zeit haben wir keine Berichte, können aber annnehmen, das er versucht hat, das Damaskuserlebnis zu durchdringen.
Erst anschließend wandte er sich nach Jerusalem zu einem Kurzbesuch bei Petrus und lernte auch den Herrenbruder Jakobus kennen. Petrus hat ihn in seiner Mission gegenüber den Heiden gewähren lassen.
Nach dem Besuch in Jerusalem geht Paulus nicht zurück nach Damaskus, sondern wendet sich nach Antiochien in Syrien.
Hier gibt es nun das erste Mal Gemeinglieder, die sich „Christen“ nennen. Dies verwundert nicht, denn sie verstehen sich nicht mehr als innerjüdische, sondern nun als eigenständige Gruppe.
Wahrscheinlich hat Paulus in Jerusalem schon das urchristliche Glaubenszeugnis kennengelernt (1 Kor 15,3–7) und später um V. 8 ergänzt:
„Zuletzt von allen ist er auch von mir, einer Missgeburt, gesehen worden. Denn ich bin der Geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, ein Apostel zu heißen, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe.“
Paulus sah sich berufen als Apostel für alle Völker. Er lässt in Apostelgeschichte 9, V. 15-16 den Herrn zu Hananias sprechen:
"Geh nur! Denn dieser Mann ist mein auserwähltes Werkzeug: Er soll meinen Namen vor Völker und Könige und die Söhne Israels tragen. Ich werde ihm auch zeigen, wie viel er für meinen Namen leiden muss."
Und an die Römer schreibt er im Römerbrief 10, 12-13:
„Denn es ist kein Unterschied zwischen Jude und Grieche, denn er ist Herr über alle, und er ist reich für alle, die ihn anrufen; denn jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, wird gerettet werden".
Paulus ist überzeugt, dass Gott in der Sendung seines Sohnes die universale Grenzüberschreitung gewagt hat, in dem er durch Christus nun allen Menschen das Heil eröffnet hat. Damit legt er den Grundstein für die Mission der Völker über das Volk Israel hinaus. Sein Drängen zur Heidenmission und sein theologisches Vermächtnis sind wesentliche Voraussetzungen für die weitere Entwicklung des Christentums.
Sein Einfluss ist vielfach spürbar, auch in der Bekenntnisschrift des Patrick, der sich sehr stark mit Paulus identifiziert und immer wieder auf dessen Texte Bezug nimmt. Insofern hat paulinisches Gedankengut erheblichen Einfluss auf die Entwicklung des irischen Mönchtums. Paulus wird so ebenfalls zum Seelenfreund für seine Umgebung, aber auch für viele folgende Generationen.