St. Patrick
St. Patrick Statue am Beginn des Weges auf den Croagh Patrick, Co. Mayo
Irland war zu Patrick´s Zeit ein keltisches Land mit ca. 1 Million Einwohnern. Die arme Bevölkerung wohnte vor allem in Lehmhütten, reichere in Holz- und Steinhäusern mit Strohdächern. Könige bzw. einflussreiche Leute lebten in geschützten Anwesen, in Ringfesten oder Pfahlbauten. Man betrieb Vielhaltung und Ackerbau mit Weizen, Gerste und Flachs. Status und Wohlstand wurde an der Stückzahl des Viehs festgemacht. Man zerstreute sich beim Geschichtenerzählen und Musikspiel. Das Leben war gefährlich und geprägt von Stammesfehden, Kriegen, Hungersnöten, Dürren und Seuchen. Die Menschen starben früh.
Auch Einfälle irischer Stämme in England waren nicht selten, als die Römer sich 420 aus England zurückzogen. Die Königshöfe waren aber auch Zentren des Wissens. Kunst und Kultur wurden gefördert. Am Hofe gab es Dichter, Barden, Richter, Theologen, Philosophen, Ärzte und Astronomen.
Möglicherweise genau diese Umstände trugen dazu bei, dass die Christen der ersten Stunde, sofern es ihnen gelang, den jeweiligen König zu bekehren, sehr viel Respekt beim Volk genossen haben.
Grundtenor früher christlicher Aufzeichnungen ist es, dass St. Patrick sich dem Hochkönig von Tara und seinen druidischen Priestern entgegengestellt hat und von ihnen verlangt hat, heidnische Bräuche bei der Amtseinführung eines Königs zu unterlassen. Historisch belegt ist, dass die Hochkönige Irlands seit dem 6. Jahrhundert auf heidnische Rituale verzichteten und stattdessen die Liturgie der christlichen Kirche annahmen.
Patrick selbst stammte aus dem Südwesten Britanniens und wuchs in begüterten Verhältnissen innerhalb der römischen Oberschicht in einem religiösen Umfeld auf. Er wurde auf den Namen Patricius getauft. Britannien war zu dieser Zeit römische Kolonie. Neben Latein sprach man keltisches Britisch. Sein Vater Calpornius war Landbesitzer, der zudem als Decurio Steuern eintrieb. Daneben war er auch Diakon, während sein Großvater Potitus vermutlich Priester, mindestens aber Amtsträger der römisch-katholischen Kirche war. Patrick kam also bereits als Kind mit christlichen Vorstellungen in Kontakt, ohne diese allerdings zu verinnerlichen, weshalb er die Verschleppung nach Irland später auch als gerechte Strafe Gottes für seine Gottesferne in seiner frühen Jugend betrachtete.
Er wurde als Jugendlicher mit knapp 16 Jahren von irischen Piraten, vermutlich von den O´ Neills, entführt und musste 6 Jahre lang im unzugänglichen Bergland (vermutlich an der Westküste in der Nähe der Stadt Killala (Co. Mayo)) als Knecht Schafe hüten. Er wurde also aus seinen begüterten Gesamtumständen herausgerissen, bevor er seine Kenntnisse in Latein vertiefen konnte. Dies war sicherlich ein Schock für einen 16 jährigen. Seine Familie war weit weg, er musste sich allein zurechtfinden. Hinzu kam die Pubertät mit ihren Gefühlswallungen. Er zog sich gerne und oft in die Einsamkeit Mayos zurück und gewöhnte sich an das karge Leben. Er hütete Kleinvieh, bald schon zur Zufriedenheit seiner Aufseher.
Er nahm die Natur in sich auf und erfuhr zunehmend mehr über die irische Sprache und die keltischen Gewohnheiten. Er sehnte sich aber nachdem, was er in der Jugend gelernt hatte. Oft ging er schon früh morgens bei jedem Wetter hinaus zum Gebet, bald hieß er unter den Kelten „Heiliger Knabe“. Er lernte, die Regungen seiner Seele ernst zu nehmen. Er wird oft einsam wunderbare Sonnenuntergänge an der Westküste erlebt haben.
Der Funke, der bereits in seiner frühen Jugend gelegt war, wird in Irland im Verlauf seiner Gefangenschaft zu einem brennenden Feuer der Gottesliebe. Er muss Gottes Beistand tief empfunden haben.
Schließlich gelang ihm mit ca. 22 Jahren mit einem Handelsboot, vermutlich aus dem Südosten in der Nähe von Wicklow, die Flucht, vermutlich nach Gallien.
Die Christianisierung Galliens begann bereits gegen Ende des 2. Jahrhunderts von der früheren griechischen Kolonie Marseille und Lyon aus. Als Patrick dort war, gab es dort bereits Bischofssitze. Durch die Einflüsse des östlichen Christentums und das Wirken des Martin von Tours begann sich das monastische Leben zu regen. Klöster wie Marmoutier, Rouen und Lerins erlangten Ansehen.
Patrick blieb einige Jahre in Gallien, hielt sich vermutlich in einem neu gegründeten Kloster, in Lerins oder Auxerre auf, wo er Regeln der koptischen Klöster kennenlernte. Er hat aber vermutlich kein umfängliches Studium genossen. Später zog er nach Italien und noch später wieder zurück nach Britannien, wo er nochmals auf seine Eltern traf.
In diese Zeit in Britannien fällt vermutlich ein weiterer Teil seiner geistlichen Ausbildung. Er wurde zum Diakon berufen und zum Presbyter, zum Ältesten geweiht und musste somit den Bischof vertreten und priesterliche Aufgaben wahrnehmen. Vermutlich aus dieser Zeit stammen seine guten Kenntnisse über die hl. Schrift und zwar nicht die der lateinischen Vulgata des Hieronymus, die zu diesem Zeitpunkt in Britannien noch nicht verbreitet war.
Während er bei seinen Eltern weilte, nahm er in einem Traum wahr, dass er eines Tages als Bote Christi zurück nach Irland kehren werde. Diese Vision kann man heute noch in einem Kirchenfenster in Ballina im County Mayo bestaunen.
Er muss bei seinem Wirken oft den Apostel Paulus vor Augen gehabt haben, da er mehrfach dessen Texte zitiert, vor allem wenn er sich legitimiert als berufener Mann Gottes gegenüber der römischen Amtskirche.
Als geweihter Diakon hat er nochmals Gallien besucht und war vermutlich nochmals in Auxerre im nördlichen Burgund, wo er auf den Bischof und römischen Truppenführer Germanus traf. Dort erhielt er Einblicke in weitere bedeutsame theologische Schriften.
Einige Jahre später zog er wieder nach Britannien und traf dort um das Jahr 429 erneut auf Germanus, denn dieser wurde auf Beschluss einer Bischofsversammlung in Gallien nach Britannien gerufen, um dort die Lehren des Pelagius zu bekämpfen.
Die Pelagianische Lehre war jedoch lange in Irland und Britannien vorherrschend. Als Germanus nach Britannien gesandt wurde, hatte er vermutlich bereits den Bischof Palladius dabei und als er Patrick in Britannien wieder getroffen hat, hat er ihn vermutlich ebenfalls zum Bischof geweiht und ihn zur Missionierung nach Irland geschickt.
Nun war es also auch für Patrick soweit. Nachdem Palladius bereits gewirkt hatte, begann etwa 432 seine Tätigkeit in Irland. Er brach als Bischof auf und ging mit Mitteln der Kirche ausgestattet mit 12 Gefährten los, stach in See und legte südlich von Dublin an.
Er missionierte vor allem im Norden und Westen des Landes sowie in der Provinz Meath. Er reiste unermüdlich und taufte tausende Menschen. Neue Kleriker gewann er aus adligen Kreisen, und er missionierte vor allem unter den Oberhäuptern der Sippen, weil damit meistens auch die Sippe gewonnen war.
Ausdrücklich erwähnt Patrick auch die Taufe einer jungen Frau aus vornehmem Haus, die sich später für ein monastisches Leben entschied. In ihr erkennt man die hl. Brigid, die bis zu ihrem Tod Patrick freundschaftlich verbunden blieb.
Das sich ausbreitende Christentum verdrängte nicht die keltische druidische Kultur, sondern führte sie in das Christentum hinüber. Der Hochkönig behielt seine Stellung, Äbte und Kleriker kamen aus der Adelsschicht und waren wie zuvor die Druiden hoch angesehen. Aber anders als in der römischen Kirche verband sich die neue christliche Geistlichkeit zunächst lange nicht mit der weltlichen Macht.
Von Patrick sind zwei Schriften überliefert:
-die Confessio, eine Darstellung seines Glaubensweges und seiner Missionstätigkeit in Irland. Im Zentrum steht eine Auseinandersetzung mit schwerwiegenden Anschuldigungen, die sich auf ein Vergehen Patrick’s in seiner Jugendzeit beziehen und sein Werk wie seine Bischofswürde in Frage stellen. In diesem Werk wird deutlich, wie gut Patrick die paulinischen Briefe kennt und schätzt, da er häufig paulinisches Gedankengut auf seine Biografie überträgt.
-die Bannschrift an die Gefolgsleute des Coroticus, ein Brief an einen Tyrannen in Schottland, der einige von Patrick getaufte Christen angegriffen und verschleppt haben soll.
Beides sind heute wesentliche Dokumente aus der Gründungszeit der irisch-keltischen Kirche.
Patrick wird damit zu einem Weggefährten für viele Menschen und hinterlässt als Seelenfreund deutliche Spuren in der irischen Geschichte, die bis heute wirksam sind.