Ninian von Whithorn
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Ninian von Whithorn ist einer der ersten uns bekannten christlichen Kelten. Er stammte vermutlich aus der Region Strathclyde und lebte nördlich des Hadrians Walls in Schottland zur Zeit, als die Römer Britannien gerade verließen. Möglicherweise wurde er als Sohn eines Stammeshäuptlings als Geisel mit nach Rom genommen. Es ist möglich, dass er in Rom studiert hat und dort zum Bischof etwa 395/396 geweiht wurde, um in das Gebiet nördlich des Hadrianswalls entsendet zu werden. Auf dem Weg zurück soll er Martin von Tours besucht haben und dieser gallische Lehrer hat ihn maßgeblich beeinflusst.
Ninians Klostergründung Candida Casa auf der Halbinsel Whithorn in Galloway war 397 vielleicht das erste Kloster auf britischem Boden. Kaum 25 Meilen entfernt liegt die Halbinsel Ards (Irland). Candida Casa zog daher auch Mönche aus Irlands Norden an, z.B. St. Finnian von Moville und St. Coirpre von Coleraine. Viele Väter des irischen Mönchtums erhielten also ihre Ausbildung auf dem britischen Festland.
Er gestaltete das Kloster aus Stein nach dem Vorbild des Martinsklosters in Tours, es ist auch diesem gewidmet. Es lag in einer Gegend, die erst kurz zuvor unter römische Verwaltung kam. Die Bevölkerung war keltisch. Es gab nur wenige Christen. Candida Casa war also Missionszentrum im heidischen Gebiet.
Diese Gründung beeinflusste weniger den Süden des Hadrianswalls sondern vielmehr nördliche Gebiete bis zu den Shetland Inseln und v.a. Irland. Das Christentum kam also nach Irland nicht aus den romansierten Gebieten südlich des Walls sondern von britischen Stämmen nördlich des Walls und zwar in Gestalt des Mönchtums. Ninian selbst soll in Irland die Kirche Cluain Conaire in der Nähe Dublins gegründet haben und dort 432 gestorben sein.
Jedenfalls muss es enge Verbindungen Ninians nach Nordirland gegeben haben. Von hier aus führen die weiteren Linien dann nach West- und Südirland. Dort gab es bisher durch Kontakte mit dem gallischen Raum kaum Christen.
Im Umkreis von Candida Casa gibt es Höhlen mit eingeritzten Kreuzen, in die sich die Mönche zurückgezogen haben. Hier fühlt man sich an die Wüstenväter erinnert.
Die Mission Ninians hinterließ Spuren, Steinplatten in Aberdeenshire und Caithness tragen keltische Kreuzreliefs mit Ring ähnlich den Funden in Whithorn.
Die älteste Erwähnung Ninians liest man bei Beda Venerabilis:
„Denn sie, die südlichen Pikten, die diesseits der genannten Berge wohnen, hatten vor langer Zeit, wie man erzählt, vom Irrtum des Götzendienstes abgelassen und den Glauben an die Wahrheit angenommen, als Nynia, der verehrungswürdige und heilige Bischof, ein Brite, ihnen das Wort verkündete. Dieser hatte in Rom den wahren Glauben und die Heilsgeheimnisse ordnungsgemäß studiert. Seinen Bischofssitz, berühmt durch die nach dem heiligen Bischof Martin benannte Kirche, wo er selbst zusammen mit mehreren Heiligen dem Leibe nach ruht, besitzt jetzt das Volk der Angeln. Der Ort, zur Provinz Bernicia gehörig, heißt im Volk "Zum Weißen Haus", weil er dort eine Steinkirche errichtete, wie es die Briten nicht kannten.“
Beda bezieht sich wohl auf eine noch ältere Überlieferung des Klosters Whithorn. Er schiebt diesen Passus in seinen Bericht über die Mission Kolumbans von Iona im 6. Jahrhundert ein.
Im 12. Jahrhundert verfasste Aelred von Rievaulx eine Geschichte Ninians. Demnach soll Ninian während des Baus der Kirche in Whithorn vom Tod des hl. Martin 397 erfahren und die Kirche daraufhin nach ihm benannt haben.
St. Serf, einer seiner Schüler wurde Prediger von Fife, gründete ein Kloster in Culross und bildete St. Kentigern aus. Dieser missionierte in Strahtclyde und errichtete seinen Bischofssitz in Glasgow.
Viele gallische Mönche werden nach Britannien geflohen sein, als die Römer auf dem Rückzug waren und die Merowinger die Macht übernahmen. Diese gallischen Mönche bringen das Klosterleben des Martin von Tours mit auf die Inseln. Eine der ersten Gründungen erfolgte im walisischen Llanbellig in Snowdonia.
St. Illtyd (425-505) soll einer von Ihnen gewesen sein. Er gründete eine Klostergemeinschaft in Llantwit Manor an der Küste von Glanmorgan (Wales). Er wurde vermutlich von Germanus ordiniert. Auch diese Gründung und deren Ableger wurde von Mönchen aus Irlands Süden aufgesucht, die dort auf David, Gildas und Samson trafen, zum Beispiel Finnian von Clonard, Brendan von Clonfert und Senan.
Nach dem Zusammenbruch des röm. Reiches waren die Landwege nicht mehr so sicher. Die Seewege von Konstantinopel und Alexandria zu den britischen Inseln wurden für Handel und Kultur wieder interessanter, so dass auch ein direkter Einfluss östlicher Kirchen denkbar wäre. So gibt es folgende auffällige Parallelen:
-Standkreuze in Irland, Schottland und Wales und - Armenien
-Bilder aus dem Book of Kells, die an Ikonen erinnern
-zwei brütende Fische auf dem Kreuz von Moone, die typisch für Ägypten sind
-Hochkreuze, die Antonius und Paulus von Theben zeigen
-auch im Stowe Missal (liturgisches Frühwerk der irischen Kirche) erscheinen Antonius und Paulus von Theben
-Wüstenvätersprüche, die Eingang in irische Gedichte finden
-liturgische Praktiken kleinasiatischer Kirchen, die auf den britischen Inseln auftauchen (z.B. der Bischofssegen vor der Kommunion)
-das Book of Leinster erwähnt 7 Mönche aus Ägypten
Ninian stirbt etwa 432 in Cluain Conaire oder in seiner Gründung Candida Casa.
Durch seine Missionstätigkeit wird er zum Seelenfreund und -führer der Schotten und zu einem der Wegbereiter des irischen Mönchtums.