Kolumban von Luxeuil, o.a. der Jüngere


Kolumban wurde etwa 542 in Irland, bei Navan in West Leinster geboren und begann eine klösterliche Erziehung bei Abt Sinell in Cluaninis am Lough Erne. Er wird getauft gewesen sein.

 

Er hatte in jungen Jahren eine Begegnung mit einer Eremitin, die seinen Entschluss zur Askese noch verstärkte. So zog es ihn später wohl gegen den Willen seiner Eltern in die für seine Strenge bekannte Abtei Bangor zum heiligen Comgall.

 

Hier verbrachte er viele Jahre, erst als Schüler, dann als Lehrer. Er nahm seinen Namen Kolumban (Taube) an, welcher in Irland beliebt war. Er sprach und las lateinische Schriften(Vergil, Horaz, Ovid,..), die Bibel und die Kirchenväter. Als er 45 Jahre alt war, brach er um 590/591 nach dem Vorbild des Columba von IONA mit einigen  Brüdern vom Kloster Bangor auf und setzt damit die Tradition iro-schottischer Wandermönche fort und wird einer ihrer bekanntesten.

Seine treibende Kraft war die imitatio Christi und die Peregrinatio, weniger die Mission und dennoch wird er zum ersten historisch belegten irischen Peregrinus auf europäischem Festland.

 

591 erreicht er mit 12 Gefährten die Bretagne bei St. Gildas de Rhuys.  Unter seinen Gefährten werden der heilige Gallus, Domoal, Comininus u.a. genannt. Sie ziehen in das Frankenreich über die Vogesen nach Gallien.

 

Bereits König Gunthram (Herrscher über Austrasien und Burgund) bzw. sein Neffe Childebert II. lud Columban nach dessen Eintreffen in Gallien nach Austrasien, den östlichen Teil des Frankenreichs (Köln, Metz, Fulda,..) ein. Gunthram erlaubte ihm Klostergründungen in seinem Reich in den Vogesen.

Kolumban gründete hier zunächst das Kloster in Annegray im heutigen La Voivre und später etwa 593 das in Luxeuil - Luxeuil-les-Bains - röm.  Luxovium -, dessen erster Abt er wurde. Unter der Regie von Kolumban wurde das Kloster aus Resten römischer Bauten und aus Holz errichtet. Hier und in weiteren Klöstern nimmt Kolumban bald viele Mönche auf.

Vor allem fränkische Adlige und Beamte sandten ihre Söhne in diese Klöster zur Ausbildung. Er gründete auch das Kloster Fontaine-lès-Luxeuil und stellte selbst Klosterregeln (Regula Monachorum ) auf, die sich durch Ihre Strenge von den bisherigen Regeln abhoben. Er legte aber auch Wert auf Handwerk und Landwirtschaft, auf Rhetorik und Kunst. Zunächst setzten sich diese Regeln fast im ganzen Frankenreich durch und lösten das altgallische Mönchtum - ausgehend von Tours und Lérins - ab.

 

Sein Erfolg war ungewöhnlich und rätselhaft (hängt aber möglichweise auch von seiner Verbreitung der individuellen Beichte ab) und erweckte den Neid der Bischöfe. Zudem entzog er sich ihrer Jurisdiktion. Er stand vermutlich unter dem Schutz Childeberts II. und später unter dem Schutz von dessen Nachfolger Theuderich II.

 

Er weigerte sich, die fränkische Kirche als Obrigkeit anzuerkennen und wollte seine Klöster dem Einfluss des Diözesanbischofs entziehen. Der Erfolg seiner Klöster trieb ihn weiter hinaus in die Natur zu weiterer Askese und Sorge um sein eigenes Seelenheil.

Im Jahr 600 feierte er nach irischem Kalender Ostern am 3. April, während Gallien es am 10.April feierte. 602 kam es auch darüber zum Konflikt mit den fränkischen Bischöfen, die ihn anklagen wollten. Dieser Klage kam er durch ein Rechtfertigungsschreiben an Papst Gregor I. zuvor, der zunächst einen Kompromiss vermittelte.

 

Im einem zweiten Brief wandte Kolumban sich 603 vermutlich an die Synode der fränkischen Bischöfe von Chalon mit der Bitte, ihn gewähren zu lassen. Die Bischöfe gewährten die Bitte nicht, setzten aber keine Gewalt ein.

 

As er sich aber weigerte, Kinder aus einer Affäre Theuderichs II., dem zweiten Sohn Childeberts II. zu segnen und ihm gar mit Exkommunikation drohte, wurde er aus Burgund verbannt und unter Bewachung nach Besançon geschickt, um ihn nach Irland zurückzuschicken.  Nach Jonas kam es hier zu Vorfällen, die die Bewacher veranlassten, Columban gehen zu lassen.

Möglicherweise hat der Kapitän des Schiffes ihn nach einem Schiffbruch laufen lassen.

So kehrte er nach Luxeuil zurück. Doch im Jahre 610 wurde er erneut unter Bewachung gestellt und mit einigen irischen Gefährten nach Nantes gebracht. Theuderich wollte ihn wohl, da nun Theudebert II. ins Elsass eingefallen war, loswerden. Es ist anzunehmen, dass eine Flucht in die Heimat für ihn nicht in Frage kam, die er ja um Christi willen verlassen hatte.

 

Er wandte sich vielmehr von Nantes aus an den Hof von König Chlothar II., und ging dann nach Metz zu König Theudebert II. von Austrasien. Dieser schickte ihn zur Mission ins Oberrheingebiet um Freiburg.

 

Schließlich ging er um 610 mit seinen Gefährten, darunter auch Gallus, über Metz und  Trier nach Mainz und rheinaufwärts zum Bodensee bis nach Zürich und Tuggen am oberen Zürichsee in die Schweiz, wo er mit der Mission begann. Einige nahmen den Glauben an, andere nicht. Gallus soll dort Kultstätten angezündet und Statuen in den See geworfen haben. Da das erwartete Strafgericht nicht eintrat, konnte er einige Heiden taufen. Dennoch mussten beide weiterziehen, weil ihnen gedroht wurde. Denn trotz seiner Missionserfolge unter den Alemannen wurde Kolumban vertrieben, auch weil sein Gönner Theudebert II. durch dessen Halbbruder Theuderich II. von Burgund ausgeschaltet wurde.

 

Es verschlug beide an den Bodensee, wo sie in Bregenz Christen vorfanden, die wieder heidnische Bräuche aufgenommen hatten. Es gab aber noch Spuren christlicher Mission, wie das Gotteshaus zu Ehren der Aurelia. Allerdings wurden dort Götter wie Wodan, Thor und Freya verhehrt. Kolumban soll in Bregenz ein Wodan gewidmetes Gefäß mit Bier zum Bersten gebracht haben und er stellte in einem Weiheakt die Würde des Gotteshauses der Aurelia wieder her.  So ließ er mit Hilfe von Gallus die Verehrung der heiligen Aurelia von Straßburg, einer Gefährtin der heiligen Ursula, wieder aufleben und gründete einige Zellen. Die Einheimischen wandten sich jedoch an den Herzog von Überlingen mit der Bitte, dass beide die Gegend verlassen sollten. Gallus beherrschte vermutlich die Sprache vor Ort besser, jedenfalls blieb er dort, angeblich aufgrund einer Krankheit.

Da Kolumban ihm nicht glaubte, verbot er ihm, die Messe zu lesen, bis zum Tag seines eigenen Todes.

Die Missionswirkung insgesamt in Bregenz blieb wohl eher bescheiden.

Gallus aber gründete etwa 612 eine Einsiedelei im Hochtal der Steinach, aus der später das Kloster und die Stadt St. Gallen entstand.

 

Columban zog 612 weiter nach Italien, nach Mailand zu den Langobarden und mischte sich in den Streit um den Nestorianismus ein. Der Langobardenkönig Agigulf schenkte ihm - trotz seiner Kritik an dem in Mailand gepflegten Arianismus – ein Gebiet namens Bobbio. Hier gründete er in der verfallenen Peters-Basilika um 613 das Kloster Bobbio, dessen erster Abt er wurde. Hier blieb er bis zu seinem Tod und hier ist er auch begraben.

Er starb dort am 23. November 615.

 

Der Legende nach soll Gallus an diesem Tag im Gedenken an seinen Meister erstmals wieder die heilige Messe gelesen haben – die Nachricht über dessen Tod erreichte ihn erst Wochen später.

 

Von Kolumbans Werken sind 6 Briefe erhalten, 13 Abhandlungen, fünf Gedichte, zwei Klosterregeln und eine Anleitung zur Buße in irischer Tradition und Abkehr von antikem Brauch.

 

Columban hat mit seiner Peregrinatio eine große Missionsbewegung in Europa angestoßen und gilt als einer der bekanntesten iroschottischen Wandermissionare. Sie wurde vor allem durch seine Schüler Eustasius († 629) und Gallus († 645) und deren Schüler Kilian von Würzburg († 689) fortgeführt. Dabei kam es vielen Klostergründungen.

 

Außerdem beeinflusste er die Liturgie. Es werden ihm Hymnen, Briefe, Predigten sowie ein Traktat über die Buße zugeschrieben, ein Pönitential. Die Ohrenbeichte und die damit verbundenen Bußen kamen mit diesen Brüdern in die Region. Prägenden Einfluss hatte er auf die Christianisierung des heidnisch gallo-römisch geprägten ländlichen Raums auf der Alpennordseite. Sein Erfolg stützt sich wesentlich auf die von seiner irischen Heimat geprägte iroschottische Form des Christentums. Diese Form war im Gegensatz zum römischen Entwurf weniger hierarchisch und legte Wert auf persönliche Beziehungen.

 

Es entwickelte sich eine - vom fränkischen Adel getragene - Bewegung, in deren Verlauf etwa 300 neue Klöster gegründet wurden. So hielt das Christentum Einzug im ländlichen Raum. Diese Klöster wurden prägend für das Entstehen der europäischen Kulturlandschaft.

 

Er gab dem Mönchtum mit seiner Ordensregel wesentliche Impulse. Sein Nachfolger Abt Eustachius von Luxeuil wurde wegen der Liturgie und der Ordensregel angeklagt. Der König ließ 627 die Synode von Mâcon einberufen, auf der aber Columbans Regel zunächst noch bestätigt wurde. Dennoch wurden wenig später Teile der Benediktinerregel im Kloster Luxeuil praktiziert. Durch die Klostergründungswelle breiteten sich erst noch Mischregeln aus. Um 670 beschloss aber das Konzil von Autun, dass die Klöster künftig nach der Regel Benedikts geführt werden sollten. Diese mildere Regel des Benedikt von Nursia hat sich schleißlich durchgesetzt.

 

Hauptquellen für sein Leben sind seine eigene Werke und eine Hagiographie von Jonas von Bobbio, veröffentlicht um 643. Jonas trat 618 drei Jahre nach dem Tode Kolumbans ins Kloster Bobbio ein und konnte noch mit einigen seiner Weggefährten sprechen. Jonas spricht von Kolumban als "herrlichem Soldaten" Christi.

 

Damit wird gerade Kolumban mit seinen Gefährten, allen voran auch Gallus, zum Seelenfreund in unruhigen Zeiten in den Gebieten Deutschlands, Italiens und der Schweiz.