Bild aus Wikimedia Commons - gemeinfrei
Gemäß Eusebs Kirchengeschichte stammte Irenäus aus Smyrna in Kleinasien(İzmir) und wurde um das Jahr 140 geboren.
Als Schüler des Polykarp von Smyrna, der seinerseits ein Schüler des Apostels Johannes gewesen ist, hat er diesen in seiner frühen Jugend kennengelernt, als dieser bereits ein sehr alter Mann war.
Irenäus erwähnt, dass Polykarp „nicht nur durch die Apostel unterwiesen worden war und mit vielen sprach, welche Christus gesehen hatten, sondern auch von den Aposteln als Bischof von Smyrna eingesetzt worden“ sei.
Es ist nicht bekannt, wann er von Kleinasien nach Gallien übersiedelte, aber der Zeitpunkt muss mit den ersten Anfängen christlicher Gemeinden in Lyon zusammenfallen. Er arbeitete dort in einer Kolonie kleinasiatischer Händler.
Jedenfalls finden wir ihn im Jahr 177 als Presbyter einer griechischsprachigen Gemeinde in Lyon wieder. In dieser Funktion ist er 177 nach Rom geschickt worden, um Papst Eleutherus einen Brief der inhaftierten Christen aus Vienne und Lyon zu überbringen. Diese Reise bewahrte ihn vor Verfolgung durch Marcus Aurelius, in der wenigstens 48 Märtyrer ums Leben kamen, unter ihnen auch der Bischof von Lyon namens Pothinus, der aufgrund von Misshandlungen im Gefängnis starb. Irenäus wurde nach seiner Rückkehr zum zweiten Bischof der Stadt gewählt und widmete sich dem bischöflichen Dienst, bis er um das Jahr 202/203 möglicherweise mit dem Martyrium sein Ende fand. Dies ist aber nur bei Gregor von Tours bezeugt. Er wurde unter der Kathedrale Saint-Jean in Lyon begraben, die später in Saint-Irenée umbenannt wurde.
In seinen beiden erhaltenen Werken( „Gegen die Häresien“ und „Erweis der apostolischen Verkündigung“) verteidigt er die wahre Lehre vor den Angriffen der Häretiker und zeigt die Wahrheiten des Glaubens auf.
Er übte damit großen Einfluss auf das Abendland aus und gilt als Urheber des Satzes:
„Die Herrlichkeit Gottes ist der lebende Mensch, das Leben des Menschen die Gottesschau.“
Im Zentrum seiner Theologie steht die Einheit Gottes im Gegensatz zur geteilten Perspektive des gnostischen Gottes.
Er verwendete die Logostheologie, die er von Justin dem Märtyrer übernahm und bezeichnete Gott Sohn und Gott Geist als die beiden „Hände Gottes“.
Christus war für ihn der, der den unsichtbaren Vater sichtbar gemacht hat. Dieser Einheit Gottes entspricht die Einheit der Heilsgeschichte, wonach Gott die Welt erschuf und sie seitdem planvoll beherrscht. Demnach sollen die Menschen moralische Entscheidungen zwischen Gut und Böse treffen, um zu reifen (Freiheit des Willens).
Diese Gedanken klingen später bei Pelagius und Johannes Scotus Eriugena wieder Durch.
Höhepunkt der Heilsgeschichte ist demnach Christus als neuer Adam, der Adams Ungehorsam ungeschehen machte: wo Adam ungehorsam war, war Christus bis zum Tod gehorsam.
Nach Irenäus kommt das Heil vor allem durch die Inkarnation des Sohnes Gottes als Mensch.
Seine Ansichten haben die Theologie der Orthodoxen Kirche geprägt, während sich im Westen Augustinus als wirkmächtiger erweisen sollte.
Er zitiert vielfach aus dem Kanon des NT und zählt auch den 1. Clemensbrief und den Hirt des Hermas dazu. Er hob als erster alle vier auch heute noch gültigen kanonischen Evangelien als göttlich inspiriert hervor.
Die Kirche des zweiten Jahrhunderts war von der „Gnosis“ bedroht, einer Lehre, die behauptete, dass der gelehrte Glaube nur ein Symbolismus für einfache Gemüter wäre, die die schwierigen Dinge nicht verstehen könnten; die Gnostiker hingegen hätten verstanden, was hinter diesen Symbolen steht und so ein elitäres, intellektualistisches Christentum gebildet. Ein Element war der Dualismus: Man leugnete den Glauben an den einzigen Gott. Um das Böse zu erklären, postulierte man die Existenz eines negativen Prinzips, welches die Materie hervorgebracht hätte.
Irenäus widerlegte diesen Dualismus. Entschieden verteidigte er die Heiligkeit der Materie, des Leibes und des Fleisches nicht weniger als die des Geistes.
Im Kampf mit der Gnosis entwirft er als erster Theologe eine systematische Theologie.
Im Mittelpunkt steht dabei die Frage nach der „Glaubensregel“ und ihrer Überlieferung.
Für Irenäus fällt die „Glaubensregel“ praktisch mit dem Credo der Apostel zusammen und gibt uns den Schlüssel für die Interpretation des Evangeliums. Das Apostolische Glaubensbekenntnis, das eine Art Synthese des Evangeliums ist, hilft uns zu verstehen, was das Evangelium selbst sagen will, wie wir es lesen müssen.
Das von Irenäus verkündete Evangelium ist dabei jenes, das er von Polykarp empfangen hat, und dieses geht auf den Apostel Johannes zurück, dessen Jünger Polykarp war.
Und damit ist die wahre Lehre nicht eine von Intellektuellen, sondern jene, die die Bischöfe lehren, die sie von den Aposteln empfangen haben. Es gibt also kein höheres Christentum für Intellektuelle. Das wahre Evangelium ist
-„öffentlich“, nicht privat oder geheim:
-„einzigartig“ (Siehe auch die Glaubensregel. Zitat aus „Gegen die Häresien“:
„Die Kirche, obwohl sie über die ganze Welt zerstreut ist, bewahrt sorgfältig den Glauben der Apostel, als ob sie in einem Hause allein wohnte; auf dieselbe Weise glaubt sie an diese Wahrheiten, als ob sie nur eine Seele und dasselbe Herz hätte; in voller Übereinstimmung verkündigt, lehrt und überliefert sie diese Wahrheiten, als ob sie nur einen Mund besäße. Und wenngleich es auf der Welt verschiedene Sprachen gibt, so ist doch die Kraft der Überlieferung einzig und dieselbe: Die in Germanien gegründeten Kirchen glauben und überliefern nicht anders als die in Spanien oder bei den Kelten, die im Orient oder in Ägypten, die in Libyen oder in der Mitte der Welt“.
-„pneumatisch“, geistlich, vom Heiligen Geist geleitet, also keine bloße Überlieferung.