Hilarius von Poitiers, Bischof, Kirchenlehrer und wichtiger Vertreter der Trinitarier während des arianischen Streits.
Geboren um 315. Um 320 kam es zum Streit zwischen Arius und Alexander von Alexandria, 325 fand das erste Konzil von Nicäa statt. Hilarius wirkte während der Regierungszeit der Kaiser Constantius II. und Julian. Er war jünger als Athanasius und älter als Basilius von Caesarea und Gregor von Nazianz.
Er wuchs in einer wohlhabenden heidnischen Familie auf, studierte Philosophie und Rhetorik, um römischer Beamter zu werden. 345 ließ er sich mit Frau und Tochter taufen und 350 wählte ihn die Gemeinde von Poitiers zu ihrem ersten uns namentlich bekannten Bischof. Er taufte 351 seinen Schüler Martin von Tours, dessen Seelenführer er war. Aus der Gemeinschaft mit seinem Klerus entwickelte sich die erste Mönchsgemeinschaft in Gallien.
Um 355 lernte er die Beschlüsse des ersten Konzils von Nicäa kennen und wurde zum Verteidiger der Rechtgläubigkeit gegen den sich auf die kaiserliche Macht stützenden Arianismus. 356 gehörte er auf der Synode in Béziers zu denen, die sich weigerten, Athanasius zu verurteilen und widersprach damit dem Kaiser. Er weigerte sich, in der Debatte darüber, ob Jesus zugleich Mensch und Gott sein könne, die damalige Mehrheitsmeinung, dass Jesus vom Wesen her Gott nur ähnlich sei, zu übernehmen. Er wurde daher abgesetzt und vom Kaiser wie andere nizänische Bischöfe vor ihm nach Phrygien in Kleinasien verbannt. Dort hatte er Gelegenheit, die Kirchenväter und Lehren des Ostens zu studieren. Hier verfasste er lat. Abhandlungen über die Trinität (De Synodis und De Trinitate) für die Bischöfe der westlichen Kirche. Die vom Kaiser unterstützten arianischen Bischöfe von Phrygien betrachteten seine Lehr- und Schreibtätigkeit als Ärgernis.
Die „Semi-Arianer“, die sahen, wie furchtlos er den Arianismus kritisierte, dachten, dass er ihnen in ihrer Sache helfen könne, und luden ihn 359 zum Konzil von Seleukia ein. Hilarius kritisierte dort jedoch ihre Sichtweise scharf, woraufhin sie ihn noch vor Ende des Konzils entließen.
Als er dann als Reaktion auf das Konzil von Konstantinopel von 360 einen weiteren Brief an Kaiser Constantius schrieb, in dem er offerierte, seinen Glauben öffentlich vor ihm und einem Konzil zu verteidigen, kam dieser zum Schluss, dass dieser „Säer von Uneinigkeit und Unruhestifter des Ostens“ in Gallien vermutlich weniger Unheil anrichten würde als im Osten, und beendete sein Exil. Hilarius aber reiste er in aller Ruhe durch Illyrien und Italien und predigte auf seinem Weg gegen den Arianismus.
Auf der Synode in Paris 361 konnte er die Entmachtung der arianischen Bischöfe in Gallien durchsetzen; sein Einfluss in der Eindämmung des Arianismus reichte bis nach Oberitalien, auch wenn 364/365 der Versuch misslang, mit Unterstützung durch Eusebius von Vercelli die Absetzung des arianischen Mailänder Bischofs Auxentius I. zu erreichen.
Bei seiner Rückkehr in Poitiers wurde er als Held des nizänischen Glaubens empfangen. Ein Konzil in Paris 361 unter seiner Leitung exkommunizierte Saturninus von Arles, der im Auftrag des Kaisers die Konzile von Arles und Beziers geleitet hatte.
Hilarius spielte eine wesentliche Rolle bei der Vermittlung östlicher Theologie in die lateinische Welt, und umgekehrt. Wie Ambrosius von Mailand beherrschte er Griechisch und Latein. Er wird als lateinischer Kirchenvater auch in der orthodoxen Kirche geschätzt. Im Exil hatte er Zugang zu bedeutenden griechischen theologischen Texten. Wieder in Poitiers wurde er zum Vermittler östlichen und westlichen Denkens und konnte dazu beitragen, dass sich das nizänische Glaubensbekenntnis, das die Wesensgleichheit von Vater und Sohn bekennt, schließlich durchgesetzt hat
Seine theologische Gesamtschau basiert auf Traditionen von Tertullian und Cyprian sowie auf östlicher Bibelinterpretation in der Tradition des Origenes; er deutet darin die "evangelische Wirklichkeit" als Vollendung einer "präfigurierten Wahrheit"; dieses Werk war bis in die Karolingerzeit weit verbreitet, wurde noch im 12./13. Jahrhundert von den größten Denkern zitiert und hatte Einfluss auf Reformatoren des 16. Jahrhunderts. Sein besonderes Anliegen war die Darlegung der Verträglichkeit von Glaube und Vernunft.
Neben der Theologie hatte er aus dem Osten auch christliche Hymnen mitgebracht. Im Westen waren bisher nur Psalmen und Bibeltexte vertont worden. Vermutlich war er der erste, der lateinische Kirchenlieder schrieb.
Er starb am 13.01.367 in Poitiers, in Gallien.
Zu seinen Schriften gehören die „Lucubrationes“, ein Kommentar zum Matthäusevangelium, vermutlich vor seiner Bischofsweihe geschrieben, die Schriften „De Synodis“ (Über die Konzilien) und „De Trinitate“ (Über die Trinität) sowie ein Traktat über die Psalmen.
Sein Gedenktag ist der 13. Januar sowie in Poitiers der 26.Juni in Erinnerung an die Übertragung der seiner Gebeine am 26. Juni. 1851 wurde er von Papst Pius IX. zum Kirchenlehrer erklärt. Er gilt als Schutzpatron von Poitiers, La Rochelle und Luçon; der schwächlichen Kinder und gegen Schlangenbiss. Er ist Namenspatron zahlreicher Kirchen. Fünf davon aus dem Erzbistum Freiburg feiern an seinem Gedenktag ihr Patrozinium: Bleichheim (Herbolzheim), Bollschweil, Ebnet (Freiburg), Heidenhofen (Donaueschingen) und Weilersbach (Villingen-Schwenningen).
Ursprünglich wurde er nur in Gallien verehrt. Erst Fridolin von Säckingen, im 7. Jahrhundert Abt im Hilariuskloster von Poitiers, später Wanderprediger, erzählte den Menschen diesseits des Rheins von ihm. Das Münster von Bad Säckingen weist auf beide Patrone hin.
Durch seine Theologie und seine Seelenführerschaft bei Martin von Tours ist auch Hilarius bis heute lebendig und gehört daher ebenfalls in die Reihe der Seelenfreunde.